Seit über 18 Jahren lehre ich ehrenamtlich für den BBSV in Mannheim späterblindeten Menschen die Punktschrift. Sie baut sich auf 6 Punkten auf, man denke dabei an einen Spielewürfel, z.B. Kniffel, Mensch ärgere dich nicht usw. Wir haben zwei senkrechte und drei waagerechte Reihen. Hat man die zwei senkrechten Reihen vor sich beginnt die Punktschriftaufteilung auf der linken Seite. Von oben nach unten mit eins zwei drei und auf der rechten Seite ebenso von oben nach unten mit vier, fünf, sechs. Aus diesen 6 Punkten kann man das gesamte Alphabet einschließlich Zahlen und Satzzeichen bilden. Es ist einfach eine geniale Erfindung von Louis Braille. Er wurde 1809 in Frankreich geboren. Leider erblindete er im Alter von 3 Jahren an einem Unfall. Seine Erfindung hat sich bis heute weltweit bewährt. Ihm verdanken blinde und sehbehinderte Menschen die Chance wieder selbständig lesen und schreiben zu können.
Nahezu jeden Dienstag unterrichte ich die Schülerinnen und Schüler. Im ersten Teil erlernen sie die Vollschrift und im zweiten Teil die Kurzschrift. Die Kürzungen sind später entstanden. Kurzschrift finde ich ist ausschließlich Lernarbeit. Der Grundkurs ist die Vollschrift, d. h. alle Zeichen. Es ist schon eine ganz schöne Herausforderung für den Anfang. Sie brauchen zum einen die Vorstellung der unterschiedlichen Punkteinteilungen, da jedes Zeichen eine bestimmte Punktestellung hat. Für Zahlen wird ein extra Zeichen vorangestellt. Satzzeichen werden eine Punktreihe tiefer gesetzt: also ab Punkt zwei und fünf. Die größte Schwierigkeit ist das Ertasten der Buchstaben mit den Fingern, die Wörter zusammenzufügen und lesen zu können. Dafür braucht man viel Geduld und sollte möglichst täglich eine Viertel bis halbe Stunde üben.
Wir üben viel mit der Punktschriftschreibmaschine. Auf dieser kann man das Geschriebenen auch nachkontrollieren.
Ist die Vollschrift geschafft folgt die Kurzschrift. Mich freut es immer wieder, wenn sich Schüler sogar in Punktschriftbibliotheken Bücher zum Lesen bestellen. Natürlich geht das Lesen oft sehr langsam, aber regelmäßiges Üben hilft da ungemein.
Mein größter Wunsch ist, dass die Brailleschrift immer erhalten bleibt und weiter gelehrt wird. Die Technik ist so weit fortgeschritten, dass man auch ohne die Punktschrift auskäme, doch ist es wertvoller selbst lesen und schreiben zu können. Ein Hörbuch ist meiner Meinung nach nicht so einprägsam, wie wenn man das Buch selbst liest.
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Christa Schön
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